In einer Mischung aus Prosa und Lyrik beschreibt die Autorin die Liebe einer Mutter um ihren 22-jährigen Sohn. Die Beziehung ist geprägt von explosiven Auseinandersetzungen; der Prozess des Loslassens geschieht nicht so, wie Karin, die Mutter, es sich vorstellt. Angesichts der Diagnose HIV positiv, die Andreas erhält, fühlt sich die Mutter hilflos, ist entsetzt, traurig, wütend.
Viele teils verzweifelte Schicksale spielen in die Geschichte hinein. Heute ist die Diagnose HIV positiv kein Todesurteil mehr. Karin und Andreas beißen sich durch – jeder auf seine Art. Am Ende findet Andreas sein Glück in Afrika. Obwohl beide Schicksale sich auseinander entwickeln, ist jeder in das Leben des anderen «eingestrickt».
Leseprobe:
«Ja richtig Andreas ist mein Sohn.»
Sie lauscht und presst ihre Lippen zusammen. Charly schmiegt sich an ihre Beine. Spürt er die Beklemmung, die Karin ergriffen hat? Tiere fühlen und reagieren sehr sensibel. Endlich kann sie nach den vielen Neuigkeiten, die auf sie geprasselt sind, eine Frage stellen.
«Wie viel Geld soll ich denn überweisen, damit Andreas unversehrt nach Zürich zurückfliegen kann? Was ist denn passiert, dass er mich nicht selbst anruft und mir seine finanzielle Situation erklärt?»
Karin nickt und nimmt einen Zettel und schreibt die Kontonummer von der Schweizer Botschaft in Bern auf.
«Also ich überweise Ihnen Franken 2000.– für den Rückflug nach Zürich und die angefallenen Kosten des Hotel. Sicher bekommen Sie das Geld noch heute per Telex, damit Sie alles in die Wege leiten können.»
Sie legt auf und schüttelt den Kopf. Ist er ausgeraubt worden? Was ist ihm passiert? Nicht die Höhe des Betrages stört sie, nein alleinig, nicht genau zu wissen, wie es Andreas geht. Ihr Atem geht schnell, der Kopf ist hochrot und sie spürt den Pulsschlag am Hals.
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Martha Stadlmair
Martha Stadlmair, geboren 1942, lebt seit ihrer Pensionierung in Salenstein im Kanton Thurgau/ Schweiz. Hund, Pferd, Segelboot und Menschen sind ihr neben dem Schreiben wertvoll. Der Name Stadlmair, aus Österreich, aus einer kurzen Ehe. Das Paar verunfallte und der Ehemann hat dabei nicht überlebt, einzig der Name ist Martha geblieben. Ihre erste biographische Erzählung spiegelte die Suche und das Auffinden einer taubstummen Mutter. Ihr erster Roman behandelt eine Mutter-Sohn-Beziehung vor dem Hintergrund der Aids-Thematik.